Die Brüder Bashar und Gabi B. sind frei

Am heutigen Tag, Freitag, den 6. März 2015 wurden die Brüder Bashar und Gabi G. aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Haftbefehle sind aufgehoben. Nach allem, was der bisherige Prozess an Erkenntnissen über Schuld bzw. Unschuld der Inhaftierten erbracht hat (und somit auch keine Fluchtgefahr mehr besteht), sah der - als der im Sinne der Anklage sehr vorsichtig bekannte Haftrichter - keinen Grund mehr, die beiden Angeklagten weiter in Haft zu behalten.

Beide waren verdächtigt und angeklagt worden, die Altenstädterin Vebronia Tabbo ermordet zu haben.

Der neue Verteidiger von Bashar G. und die erst kürzlich bestellte Verteidigerin von Gabi G. haben es mutmaßlich vermocht, dem Haftrichter nahe bringen zu können, dass die gegenwärtige Aktenlage im Mordprozess Tabbo für beide Beschuldigten ein nahezu lückenloses Alibi für den Mordtag bzw. - nacht ergibt, also vom Morgen des 23. Mai 2013 an bis spät in den 24. Mai 2013 hinein.

Ferner,

dass gefundene DNA-Spuren auch auf dem Holzknüppel, mit dem Vebronia Tabbo so furchtbar zugerichtet worden war, auf zwei ganz andere Täter hinweisen.

Siehe dazu hier unter: http://www.altenstadt-an-der-nidder.de/gefaehrdungen/wer-hat-vebronia-tabbo-ermordet/49-mordfall-tabbo-eine-synopse-der-prozessverhandlungen

Wie berichtet, ist der jüngere Bruder von Bashar G., Gabi G., erst vor einigen Wochen aus der Schule herausgerissen und in U-Haft gesteckt worden. Eine Verteidigung für ihn musste auch erst organisiert werden, war aber doch erstaunlich schnell ´zur Hand´ - doch ist auch in seinem Fall die Finanzierung ungelöst.

Freude da, ungläubiges Staunen dort - und andernorts? Wer mag es erahnen.

Als die Nachricht von der Freilassung - völlig überraschend - kam, rollten bei uns in Altenstadt viele Freudentränen - und die Ungeduld wuchs sehr rasch, die Beiden schnell, schnell, am besten gestern, abholen zu können. Der Stress, die ungeheure Anspannung, die Sorgen um die Finanzierung der Verteidigung, das Wissen, der oder die Mörder von Vebronia laufen immer noch frei herum: man kann es sich als Unbeteiligter kaum ausmalen, was das für ein Kampf war - der mit der Haftentlassung der Beiden noch keineswegs zu Ende ist. Die unsäglichen Verhandlungstage vor dem Hanauer Landgericht und die nicht minder unsägliche Pressehetze gegen Bashar G. in den meisten der regionalen Tageszeitungen der Wetterau haben sich tief in die Gemüter und Gedächtnisse eingegraben, haben die Schmerzen der Angehörigen über den schrecklichen Verlust ihrer Mutter, der Ehefrau, ungleich vergrößert. Ihre Leiden sind durchaus vergleichbar mit jenen derjenigen Familien der Opfer des sog. Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), die ebenfalls lange fälschlich verdächtigt worden waren, zum Kreis der Täter zu gehören und/oder Täterwissen zu haben - wie man auch dem Ehemann der Ermordeten, A. Tabbo, und der Tochter quasi bis zum letzten der vergangenen Prozesstage vor dem Hanauer Landgericht unterstellt hat.

Ob und wie der Prozess gegen die Haftentlassenen weitergeht, ist gegenwärtig noch unklar. Wir sind sicher, wir werden es bald erfahren und darüber berichten.

Jetzt geht es sowieso erst einmal darum, Bashar G. und Gabi G. wieder hier, zu Hause bei uns in Altenstadt, zu begrüßen und insbesondere Bashar G. die Wiedereingewöhnung in den Alltag nach der langen U-Haft so gut es geht zu erleichtern.

Altenstadt-online, 6. März 2015