Elisabeth Johann
Jahrgang 1924 und seit 1965 Altenstädterin, hat eine sehr interessante, eine spannende Lebens- und Berufsgeschichte. Gelernte Buchhändlerin und Mutter von vier Kindern kam sie Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit dem Archiv- und Museumswesen in Berührung - Heimatforschung wurde ihr Lebensthema.
Erst baute sie das Heuson Museum in Büdingen weiter auf, dann wurde sie Museumsleiterin des Butzbacher Museums und machte es zu dem, was es heute ist. Bedeutsam auch ihr gesellschaftspolitisches Engagement. Sie demonstrierte für den Frieden, gegen Pershings und den Nato - Doppelbeschluss, half die Butzbacher Innenstadt vor der Abrissbirne zu retten (usw.usf.). Nach ihrer Pensionierung schrieb sie ein Buch nach dem anderen, herausragend darunter "Unsere jüdischen Nachbarn" (1991) und kümmerte sich fast drei Jahrzehnte um das Altenstädter Gemeindearchiv.
In Ruhe sitzt sie eigentlich nur, wenn sie forscht und schreibt. Gegenwärtig arbeitet sie an einer Geschichte der "Mark Altenstadt".
Unser Städtchen hat Frau Johann viel zu verdanken.
Sie ist
Archivarin und Heimatforscherin aus Leidenschaft
so lautet auch der Titel der ausführlicheren biografischen Darstellung ihres Lebens und Wirkens von Dr. Angela Vogel aus dem Jahr 2014:
"Wer kennt ihn in Altenstadt nicht, den alten ehemals blaugrauen Renault 4? Samstags ist er gelegentlich noch zu Einkaufszeiten zu beobachten.
Und wer kennt sie nicht, die Fahrerin des blauen Renaults? - Es ist Elisabeth Johann, hoch betagte Pensionärin und immer noch Archivarin des Archivs der Gemeinde Altenstadt – wenn jetzt auch nur noch manchmal.
Noch vor wenigen Monaten, am Abend des achten November 2013, hielt sie einen bewegenden Vortrag am Mahnmal für die vertriebenen und ermordeten jüdischen Altenstädter. Sie erinnerte daran, wie perfide die Nazis und deren AnhängerInnen Deutsche jüdischen Glaubens oder solche, die sie mit wenigen Federstrichen dazu gemacht hatten, mit Verordnung um Verordnung, Gesetz um Gesetz, Schritt für Schritt erst entrechteten, dann enteigneten, ihnen nahezu alle Existenzgrundlagen nahmen und schließlich mit Hilfe unendlich vieler MittäterInnen und Miethirnen in die KZ-Mordmaschine trieben.
Elisabeth Johann lebt seit 1965 in Altenstadt Höchst. Dort bewohnt sie das alte Höchster Schulhaus, zunächst mit ihrem Mann Wilhelm und ihren vier Kindern.
Jetzt vorwiegend allein.
Es ist ein schöner alter Fachwerkbau in einer Bauweise, die für die Wetterau einst typisch war. Der älteste Teil ist 1722 entstanden.
Man mag es kaum glauben, aber es ist historisch belegt:
Im größeren und einzig beheizbaren Raum der Schule wurden zeitweise bis zu hundert Kinder unterrichtet. Weil es sonst überall zu kalt war, setzten sich auch die übrigen Hausbewohner zu den Schulkindern dazu.
Es lässt sich nachlesen.
Elisabeth Johann hat (auch) die Geschichte des Höchster Schulhauses erforscht und in ihrer Festschrift
„100 Jahre Schule in Höchst“ (1996) der Nachwelt überliefert.
(..)"
Den ganzen Artikel finden Sie hier: ...
Frau Johann die Ehrenbürgerinnenwürde verleihen
Inzwischen haben BürgerInnen von Altenstadt die Gemeinde und die Gemeindevertretung gebeten, Frau Johann die Altenstädter Ehrenbürgerwürde zu verleihen.
Frau Johann hat sich so um unsere Gemeinde verdient gemacht, dass man staunen und sich verblüfft fragen muss:
Warum ist das nicht schon längst geschehen?
Bislang gibt es nur Ehrenbürger und keine einzige Ehrenbürgerin. Kann das in einer weltoffenen Gemeinde, wie Altenstadt meint es zu sein, weiter so bleiben, obgleich sie ein Gemeindemitglied wie Frau Johann hat, die sich so verdient um unser Städtchen und seine Geschichte gemacht hat? Wir meinen: nein.
Altenstadt-online 21. Februar 2015