Tacheles 2

 

Neuigkeiten aus der Ukraine

Es ist kaum auszuhalten. Die Berichterstattung über die aktuellen Entwicklungen und die Chronik des Konflikts unterschlägt drei der wichtigsten Tatsachen.

Erstens: Auf dem Maidan-Platzes in Kiew im Februar und den folgenden Monaten 2014 rebellierten viele Ukrainer und Ukrainerinnen auch gegen die Verträge, die die Janukowitsch-Regierung a) mit dem niederländischen Ölgiganten Schell über Fracking in der Ukraine im Wert von 7 Milliarden Dollar bereits abgeschlossen hatte und b) gegen die anstehende Vertragsabschließung ebenfalls über Fracking mit dem amerikanischen Konzern Chevron. Sie wollten nicht, dass ihre Erde überall in der Ukraine mit Chemie vollgepumpt und vergiftet wird, um Öl und Gas aus all ihren Ritzen zu jagen. Der Vertrag mit Chevron ist inzwischen abgeschlossen und das erklärt auch in gewisser Hinsicht das schier unglaubliche Interesse, was die USA an der Ukraine hat. Es erklärt auch zumindest zum Teil, warum gerade die USA die EU so stark drängt, noch mehr Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Die größten und für Fracking geeigneten Vorkommen von Öl und Gas werden im Osten der Ukraine vermutet.

Zweitens: Das empörte Geschrei der westlichen Staaten gegen die Oligarchen in der Ukraine und in Russland mutet sehr, sehr merkwürdig an. Leben die vergleichsweise wenigen Superreichen der Welt nicht in den USA? Auch sie sind Oligarchen, oder - wie Chrysta Freeland in ihrem viel beachteten Buch "Die Superreichen. Aufstieg und Herrschaft einer neuen globalen Geldelite" (Ffm 2013) schrieb - sie sind die neuen Plutokraten.  Da auch die Faschisten und Nationalsozialisten dieser Welt gegen die "Plutokratie" schimpften und wetterten und auch heute wieder schimpfen und wettern (in Verkennung der wirklichen ökonomischen Zusammenhänge freilich) ist dieser Begriff für uns heute nicht mehr zu gebrauchen, bleiben wir also bei "Oligarchen". Seit nun der Schokoladenfabrikant und westukrainische Oligarch Poroschenko Präsident der Ukraine ist, gibt es, glauben wir unseren Medien, nur noch in Russland Oligarchen. Die Ukraine scheint frei davon zu sein. Russlands Oligarchen sind im Übrigen schwer zu bestrafen - das wünschen all die RächerInnen der Witwen und Waisen, die in der EU insgesamt wie in den einzelnen EU-Staaten in Amt und Würden sind. In der Ukraine gibt es hingegen keine Oligarchen mehr, seit ´man´ Janukowitsch und seinen Clan aus der Ukraine vertrieben hat. Der Oligarch des Ostens indes, dem viele der Kohlebergwerke und die dortigen Stahlwerke gehören mit abertausenden von Arbeitern, scheint verschwunden und mit ihm die Kohlegruben und Stahlwerke, die so viele Ukrainer ernährten. Deshalb existiert auch keine Korruption mehr, kein Lug und Betrug, keine Infiltration all dieser im Geheimen operierenden Militärberater aus aller Westwelt, wie z.B. jenen aus den Reihen der berüchtigten Firma Blackwater. Manager, andere Verhandler und der ganze Tross der Ingenieure der Fracking-Konzerne sind in der Ukraine schon mal gar nicht gegenwärtig. Fracking und die genannten Verträge, davon wissen unsere Medien gar nichts. Wird es ihnen von wachen MediennutzerInnen per Mail etc. mitgeteilt, vergessen sie es ganz, ganz schnell wieder. Sie begehen offenbar lieber Selbstmord als ernst zu nehmende JournalistInnen als das Wörtchen "Fracking" im Zusammenhang mit "Ukraine" überhaupt zu denken oder auszusprechen - geschweige denn, uns über diese 14 Milliarden-Fracking-Projekte zu informieren. Im Gegenteil. Heute, Montag, den 15. September, hörte ich einen Westkorrespondenten aus Moskau, der in HR Info von solchen Hirngespinsten sprach, verbreitet von einer Putin-hörigen Presse in Russland und wiedergegeben von indoktrinierten Russen und Russinnen. 

Drittens: So wenig wie dieser Präsident der Ukraine, dieser Herr Poroschenko, für unsere Medien ein Oligarch ist, so untersagt scheint es auch, von ihm als dem Herrn ukrainischer Waffenproduktionen zu berichten. Schokolade ja - Waffen aber: nein und abermals nein. ´Man´suggeriert uns, der Herr Poroschenko sei völlig frei von den Eigeninteressen eines Kapitaleigners und waffenproduzierenden Oligarchen. Das macht man uns sozusagen nonstopp glauben, bis uns die Ohren sausen und die Augen vor Müdigkeit zuquellen. 

So steuern wir step by step fast unmerklich auf den Dritten Weltkrieg zu, den Papst Fransziskus richtigerweise - als einziger weltweit - tatsächlich auch so benennt.

Der Papst meint allerding, er sei bereits im Gange.

Ob wir ihm glauben sollten?  

 

 

Eine der Quellen:https://www.boell.de/de/2013/10/23/Schiefergasfoerderung in der Ukraine