Weidenkörbe flechten lernen

 

Es hat viel Spaß gemacht. Freundliche NABU-Helfer, genauer, die Haflinger Züchter Herr und Frau Bobrich, aber auch Eva und Philipp Hufnagel, hatten für unsere Gruppe im Umland Weidenäste geschnitten und zur Naturschutzhütte in Altenstadt gebracht. Aus dem Vogelsberg* war Daniel gekommen, um uns zu zeigen, wie man es macht. Ganz bewusst sollten wir nur wenige SchülerInnen sein. Für Weiden aussuchenjeden und jede der TeilnehmerInnen wollte er da sein und begleitend immer wieder Rat geben können. Das funktionierte gut. ste auswhlen

Zuerst mussten die Astbündel sortiert und gebrauchsfertig auf ganz bestimmte Längen und dünne Biegsamkeit hin geschnitten werden. Dann ging es in die Hütte und an die Arbeit. Für kleine Hucken oder Pflanzenkipen hatte der Meister aus dem Vogelsberg Schablonen aus Pappe mitgebracht. Darin hatte er so viele Löcher gebohrt, wie Ruten senkrecht nach oben stehen sollten. Körbe jedoch werden anders gemacht. Erst muss ein Flechtkreuz aus kurzen fingerdicken Ästen entstehen und dann von innen her immer im Kreis herum dünne Äste geflochten werden: eins hinter, eins vor, eins hinter eins vor. War der Boden groß genug, werden dickere Ruten seitlich reingesteckt und danach alle nach oben gebogen. Und dann geht es weiter im Takt: eins vor, zwei dahinter, eins vor, zwei dahinter - und langsam, langsam entsteht etwas, was --doch, doch-- schon eine gewisse Ähnlichkeit mit dem hat, was man einen Korb oder eine Kiepe nennt.

 

Das geht natürlich in die Finger, in die Hände, die Arme. Aber: Die Rinde von Weidenästen enthält den Wirkstoff (und einiges mehr) aus dem unsere Vorfahren Aspirin gewonnen und was bestimmte Chemiefirmen später synthetisch nachgebaut haben. Acetylsalicylsäure. Gut für Leute mit Arthrose in den Fingern, den Händen, den Gelenken. Doch wer länger flechtet und sich nicht abschrecken lässt, der wird ein kleines Wunder erleben. Nach einer gewissen Zeit verschwinden Symptome und Schmerzen. Auch unser Meister wusste aus eigenem Erleben davon zu berichten. In der ersten Zeit muss man natürlich ein bisschen was aushalten - aber dann --- kurz und gut, Weidenflechten erzeugt nicht nur Körbe und Kiepen, nein, man verliert auch was, wenn man es denn hat. Man verliert seine Arthrose.                                                      

Weidenflechten 1aUnd es ist so wunderbar entspannend, das Flechten. Das Schönste da- Korbboden mit sten fr den Korb

bei aber ist, am Ende hat man was in der Hand, was man in Haus, Garten und auf dem Balkon gut verwenden kann. Es ist der beste Stressabbau mit einem handlich positivem Ergebnis, der mir in letzter Zeit untergekommen ist - und wie Sie sehen können, nicht nur mir.

Dank sei dem Meister aus dem Vogelsberg (und dem Veranstalter, dem NABU Altenstadt) dafür.

Anfang März geht das Flechten der Weiden in der Naturschutzhütte weiter, doch ist auch dieser Samstagskurs leider schon ausgebucht. Wer aber Interesse hat und es auch lernen möchte, Weidenäste zu flechten, der sollte sich bei Kurt Jungkind, Mobil 0160-99088422 oder per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden.

Vielleicht ist Meister Daniel aus dem Vogelsberg ja bereit, danach noch einen weiteren Kurs anzubieten.

 

Altenstadt-online 24.02.2015

 

 

 * Meister Daniel stammt in Wahrheit nicht aus dem Vogelsberg, sondern aus dem Main-Kinzi-Kreis. Vogelsberg klingt - in diesem Zusammenhang - viel schöner, weil so ein bisschen märchenhaft. Da die Flechtkunst eine sehr alte Kunst, ein altes Handwerk aus Vorzeiten ist, habe ich mir erlaubt, diese Erzählung aus den kleinen High-lights unseres Alltags auch ein bisschen sonderbarer klingen zu lassen.  Wer denkt bei "Vogelsberg" denn nicht auch an die alten Weisen mit den besonderen Kenntnissen, wie sie in den Bergen zwischen Vulkangestein entstanden sind und mehr oder weniger heimlich weiter gepflegt werden?