Belgiens Ölversorgung an die saudischen Wahabisten verschachert

 

Es war 1968. Der König in dem kleinen Land Belgien sorgte sich um die Ölversorgung seiner Untertanen. Die Kolonie Kongo war seit 1960 verloren. Sie war sein Privatbesitz gewesen und 1962 hatten auch noch Burundi sowie Ruanda ihre Unabhängigkeit erkämpft. König "Blumentopf" (Baudouin I./Boudewijn I., 1951–1993), wie er in jenen Jahren respektlos verspottet, dafür von der deutschen Regenbogenpresse um so unverschämter in tränenreiche Positur gesetzt wurde, ließ noch ein wenig in Afrika auch zwecks Exports belgischer Waffen kämpfen - ohne dabei auch nur einen Blumentopf (sic!) gewinnen zu können und klopfte dann bei den Saudis an - oder war es umgekehrt? Das weiß heute niemand mehr so genau, aber es war schon in jenen Jahren top secret. Ralph Sina, Leiter des ARD-Studios in Brüssel ist es aber zu verdanken, dass die Geschichte jetzt nach den Anschlägen belgischer Bürger in Paris nicht mehr so ganz im Dunkeln ruht und die Hintergünde wenigstens ein kleines bisschen transparenter wurden:

Der König verhandelte und am Ende stand der Deal. Die Wahabisten aus Saudi-Arabien verpflichteten sich, ihr Öl unter Marktpreis sehr viel billiger an Belgien zu liefern. "Und im Gegenzug überließ Baudouin den Saudis den orientalischen Pavillion in Brüssels berühmten Park Cinquentenaire - und zwar per Pachtvertrag für 99 Jahre. Aus dem Pavillion wurde das Islamische Zentrum, die größte Moschee Brüssels, mittlerweile seit Jahrzehnten ein westliches Mekka für radikal-islamische Prediger." Die Saudis erhielten auch die Genehnmigung des Königshauses und der belgischen Regierung, in Belgien wahabistisch missionieren zu dürfen.

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(Quelle der Abbildung der Moschee: Bruxelles (Cinquantenaire) la grande Mosquée“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bruxelles_(Cinquantenaire)_la_grande_Mosqu%C3%A9e.JPG#/media/File:Bruxelles_(Cinquantenaire)_la_grande_Mosqu%C3%A9e.JPG)

Dieser Vertrag gilt bis heute. Er ist auch verantwortlich dafür, dass ein Stadtviertel wie das nun so berüchtigte Molenbeeck ein Stadtviertel vornehmlich wahabistisch-sunnitischer Muslime wurde und ist - und, mit Ralf Sina formuliert:

"Bezahlt werden die Imame und der Direktor von Brüssels größter Moschee mit saudischem Geld von der islamischen Weltliga. Diese unsinnige Finanzierungspraxis muss nach Ansicht einiger belgischer Politiker beendet werden. Doch Saudi-Arabien finanziert nach Erkenntnissen des belgischen Geheimdienstes nicht nur Brüssels größte Moschee, sondern seit Jahren auch mehrere radikale Schulen zur Verbreitung der saudischen Staatsreligion, des Wahabismus."

Da wundert sich niemand, dass die Polizei in Molenbeek nicht präsent ist und dort auch nicht für Ordnung sorgt. Sie hält sich draußen, nicht etwa, weil sie sich fürchtet, wie es Presse- und Medienorgane verschiedentlich meldeten. Nein. Die Ungestörtheit ist Teil des Vertrags zwischen den Saudis und dem belgischen Königshaus bzw. der belgischen Regierung. 

Es lässt sich leicht erahnen, dass das politisch so zerrissene Belgien nach den Pariser Ereignissen auch wieder um seine Öl- bzw. Energieversorgung bangt. Hält es den Vertrag von 1968 nicht mehr ein, entfällt die Geschäftsgrundlage. Es dürfte unabwägbar sein, wie die Saudis darauf reagieren würden bzw. werden. Dementsprechend hält sich auch Belgien sehr zurück, wenn es darum geht, die Saudis zu kritisieren oder sie gar als eine der wesentlichen Betreiber des syrischen Bürgerkrieges und Förderer des IS auf irakischem und syrischem Boden zu bennenn. Die Saudis sind und bleiben Belgiens Freunde, so viel ist klar und keine Maus zwackt den Faden ab. Und damit haben die Oberheuchler Europas sozusagen die nächste Runde gewonnen. In etlichen Medien nennt man solches Verhalten "Pragmatismus": Man muss sich eben zur Decke strecken und all diesen ethischen Kram, all die christlichen Leit- und Leidwerte mal beiseite halten, auch die Vernunft. Verstand ist vielmehr gefragt und damit meinen sie das räumlich, inhaltlich und zeitlich Naheliegende - also zu denken mit der Hand im Mund.

Menschenrechte taugen eben nicht immer, um eigene Wirtschaftsinteressen besser durchzusetzen. Man muss es differenziert und nicht immer so schwarz-weiß sehen wie viele, die anscheinend, so meinen sie, nicht erwachsen geworden sind und an solchem Kinderkram festhalten.

Wir kennen die Sprüche, wir kennen die Statements und wir kennen die Neigung ihrer Urheber zur Denunziation (Fundamentalisten/Verschwörungstheoretiker etc.) all der Argumente und Personen, wenn sie ihnen nur seichtes Geplapper entgegen zu setzen haben.  belgisches Atomkraftwerk-wrongway

In diesem Kontext dürfte auch zu sehen sein, dass der belgische Staat erstens die Laufzeit für selbst die schrottreifsten Atommeiler auf seinem Territorium verlängert hat und zweitens - sehr viel schlimmer - gar nicht genau wissen will, aus welchen technischen Gründen sich gerade diese an der Jahreswende wiederholt selbst abgeschaltet haben. Wir haben es alle gehört oder gelesen: Gegen alle Proteste wurden sie, Motto: komme, was da wolle, wieder ans Netz gehängt. 

Einer dieser Schrottmeiler steht gerade mal 80 km von Aachen entfernt, jedenfalls so lange er noch steht und nicht in die Luft gegangen ist.

 

Altenstadt-online, 10.01.2016